Sonntag, 11. Februar 2007

Fazit von zwei Wochen in Lwere, Nuba Mountains


Ich bin sehr müde erschöpft und dennoch zufrieden. Der Sonntag ist der einzige Tag, den man zum Ausruhen hat, wobei jederzeit ein Notfall eintreffen kann, der einen dann für einige Zeit beschäftigen kann.

Es gibt hier zwei Extreme, entweder geht es um Leben und Tod oder es sind Banalitäten. Ich habe das Gefühl, immer im Mangel zu arbeiten, und es muss andauernd improvisiert werden. Ich bräuchte eigentlich Zeit, um mich orientieren zu können, dazu kann es aber nicht kommen, da man Probleme nicht an die Seite schieben kann, wenn sie einem, im wahrsten Sinne des Wortes, vor die Füße gelegt werden.

Letzten Montag brauchte eine Frau einen Kaiserschnitt. Ich wollte die Verantwortung nicht übernehmen, und habe mich abends um 21 Uhr mit unserem Techniker Franz ins Auto gesetzt und bin sieben Stunden in die nächste Kreisstadt gefahren. Es ging teilweise nur im Schritttempo, wir fanden manchmal den Weg kaum. Der sogenannte Ortskundige war nicht unbedingt eine Hilfe. Ich merkte schon, dass das Kind während der Fahrt gestorben war. Im Krankenhaus angekommen, wurde alles für die Operation vorbereitet, man wollte uns aber nicht fahren lassen, da man uns als potentielle Blutspender brauchte. So bin ich mit in den Op. Ich habe ja schon einiges in fremden Ländern gesehen, das war aber der Gipfel. Unsere Schlachter arbeiten sauberer. Mehr will ich dazu nicht sagen.

Den Weg zurück bin ich gefahren, da Franz von der Nachtfahrt noch ziemlich fertig war. Ich hatte auch kein Auge zu getan, fühlte mich aber ganz gut. Leider habe ich das Auto im Sandbett eines größeren Flusses festgefahren. Mangelnde Übung. Die Seilwinde an dem Auto hat uns wieder rausgezogen. Der Rest der Fahrt war lang, aber unproblematisch.

Am Freitag dann das gleiche Problem. Mutter und Kind ging es noch gut, eine Sektio war aber nicht zu umgehen. So habe ich mich an die Bücher gesetzt, und dann sind wir angefangen. Ich habe vorher gebetet und meditiert, weil ich wusste, dass das die einzige Möglichkeit war, meine Angst zu überwinden. Ich habe dann ruhig und besonnen begonnen. Ich hatte einige Schwierigkeiten zu überwinden, deren Einzelheiten ich Euch ersparen will. Das Ergebnis zeigt das Foto. Mutter und Kind geht es gut, das Mädchen trinkt kräftig. Ich sehe sie immer noch drei mal pro Tag, um keine negative Entwicklung zu verpassen. Es ist fast wie ein Wunder, dass in all dem Schmutz, der Hitze und den Moskitos so etwas möglich ist.

Von meinem normalen Alltagsstress erzähle ich dann nächste Woche.

Ich grüße Euch recht herzlich
Euer
Klaus

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