Freitag, 26. Januar 2007






















Ab in die Nuba Mountains

Gerade habe ich mein Ticket und die Bestätigung für meinen Flug nach Kauda/Nuba für morgen abgeholt. So hat die Zeit des Wartens ein Ende. Wenn man erst einmal aufgegeben hat, sich gegen das Unvermeidliche aufzulehnen, geht alles sehr viel einfacher, und ist dann gut zu ertragen.

Ich habe mir Aufgaben gesucht und mir meinen Tag ein wenig strukturiert. So ist keine Langeweile aufgekommen. Ich habe einige medizinische Dinge aufgearbeitet. Im Südsudan ist eine Meningokokken Meningitis Epidemie ausgebrochen und ich hoffe, dass wir wenig davon abbekommen werden. Ich habe dafür schon eine Richt- line ausgearbeitet. Des weiteren Power Point Präsentationen für die Fortbildung und eine Menge aus den Internetseiten der WHO downgeloaded.

Mittlerweile kenne ich auch schon eine Menge Leute auf dem Compound und so ergibt sich manches interessante Gespräch. Da alle PCs der NPA mit Viren verseucht sind, helfe ich etwas, indem ich Antivir installiere, um größeren Schaden zu vermeiden. Der Einäugige hilft dem Blinden.

Der nächste Bericht kommt dann aus den Bergen. Sicher nicht mehr so schnell und einfach wie bisher.

Auf bald, Klaus

Dienstag, 23. Januar 2007

Ich stecke fest


Liebe Freunde


So richtig geht es mit mir und meiner Reise nicht weiter. Ich sitze in einem kleinen und staubigen Nest an der Grenze zwischen Kenia und dem Sudan fest. Mein heutiger Flug in die Nuba Berge wurde ohne vorherige Warnung gestrichen. Ich war der einzige Fluggast.
Man ließ mich aber trotzdem aus Nairobi kommen, es hätte ja auch anders sein können, sprich die Airline wollte sich alle Möglichkeiten offen halten. Dienstleistungswüste Afrika oder fairerweise Dritte Welt.

Angefangen hat aber alles mit Kyrill. Dieser Megasturm hielt mich doch gleich in Hamburg fest. Auch dort wartete ich sicher sechs Stunden, bis klar war, dass nichts mehr ging. Da ich auch keinen Zug mehr bekam und Renate nicht mit dem Auto kommen sollte, blieb ich bei unserem Freund Heiner vor Ort. Am Samstag ging es dann aber ohne nennenswerte Störungen nach Nairobi. Unter den vielen Menschen am Empfang fand ich dann auch Ulf und Patrick, die mich abholten. Das Klima am Abend war recht angenehm und ließ mich in einen ruhigen Schlaf fallen. Cap Anamur hat eine Wohnung in Nairobi, erinnerte mich an alte WG Zeiten.
Viel habe ich von der Stadt nicht gesehen, denn am Sonntag ging es gleich weiter. Nairobi -Lokochoggio. Nur eine Stunde Flug, aber eine andere Welt.

Von hier aus starten alle Hilfsorganisationen ihre Flüge oder Transporte in den Südsudan. Es hat was von einer alten Goldgräberstadt und dieselbe Mentalität. Um die Flugpiste scharen sich eine Menge Hütten und die Compounds der Organisationen. Mittendrin die UN, mit allen Annehmlichkeiten, die man sich denken kann. Aircondition, super Autos etc… Die UN sollte ich vielleicht mal in Zukunft als Organisation beehren. Cap Anamur bleibt seinem alten Standard treu. Einfach, so eben erträglich. Die Leute in diesem Camp sind dafür aber äußerst nett und hilfsbereit. Leider habe ich ihnen am ersten Tag zuviel geglaubt und mich von dem immer währenden Lachen und dem Glanz in den großen Augen übertölpeln lassen. Besser ist doch, man geht allein auf die Suche, schreibt Namen und Telefonnummern auf und versucht das Puzzle zusammen zu setzen. Aber trotzdem, irgendwie haben die Menschen etwas. Was, muss ich mir noch erschließen.

Vorrangiges Ziel ist jetzt, den nächstmöglichen Flug zu bekommen. Die Flieger der UN, deren Logistiker mich versetzt haben, fliegen erst wieder am Samstag, welch eine üble Vorstellung. Dort soll ich morgen ein verbindliches Okay bekommen. Ist das dann auch verbindlich? Ich würde ihnen gern vertrauen wollen, dann wird die Zeit aber verdammt lang. Hier langweilt sich jeder, schwitzt in der Sonne vor sich hin, schützt sich vor der Sonne und gammelt herum. Der Fernseher läuft von morgens bis abends, dann wird gesoffen, zumindest die Leute, die Geld besitzen. In wie weit HIV verbreitet wird, mag ich nur vermuten. Selbst ich habe gestern einer der Damen selbiges Ansinnen verdorben. Ein freundliches „No, Thank you“, wurde nicht akzeptiert, der Priester wurde mir nicht abgenommen, erst ein ernstes „jetzt reicht es, ich rufe den Manager“, zeigte die erwünschte Wirkung. Auch dieser lange Brief zeigt die viele freie Zeit an, über die ich im Moment verfüge. Nachdem ich meinen Ärger hab Ärger sein lassen, geht es mir besser. Es ist, wie es ist, be African. Ich versuche das Beste draus zu machen, so kann meine Seele auch zur Ruhe kommen, ankommen und sich auf die kommenden sechs Monate einstellen. Es zeigt gute Wirkungen, ich bin offen für die Menschen, interessiert an dem, was sie machen und wie sie leben.

So habe ich heute beim Mittagessen vier Sudanesen kennen gelernt, die bald Brunnen in ihren Dörfern bauen. Sie haben es in Kenia von einer kanadischen NGO (Non government organisation) gelernt. Sie hatten alle vier große Narben über der Stirn als Andenken an ihren Initiationsritus. Sah bei der dunklen Haut recht gut aus. Ich fragte sie nach ihren Schmer-zen. Sie lachten und der erste sagte mir dann, dass es sauweh getan habe, aber er durfte kein Wort sagen, sonst wäre der Vater tot umgefallen und keine der Deerns hätte ihn mit was weiß ich noch angesehen. Als der Freund sich outete, stimmten ihm die anderen auch zu. Immerhin werden die zukünftigen jungen Männer jetzt mit einem Einmalmesser geritzt, HIV ist nicht mehr ganz so unbekannt.

In weiser Voraussicht habe ich meinen Laptop mitgenommen, so kann ich schon Vorträge für die Mitarbeiter ausarbeiten, diesen Brief schreiben, damit ins Internet gehen. Alles läuft über wireless Telefone, und dieses Camp hat eine Flatrate, von der ich mich bediene. Ich habe es sogar allein geschafft, diesen PC zu konfigurieren. Unser Sohn Lasse kann stolz auf mich sein, auch wenn sich gelegentlich noch seine Nackenhaare sträuben, wenn ich einige meiner Fragen stelle. Aber ab und zu bleibt doch etwas hängen.

Soviel nun für heute vom 23.01.2007. Fortsetzungen sollen folgen. Ich denke jedoch, dass mich in den Nuba Bergen viel Arbeit erwartet und hoffe, dass dann noch Zeit fürs Schreiben bleibt.

Jambo, Euer Klaus

Dienstag, 16. Januar 2007

Abschied











Liebe Freunde,

nun sitze ich mehr oder weniger auf meinen gepackten Koffern und erwarte den geplanten morgigen Abflug. Ich hoffe an alles gedacht zu haben. Es fehlt aber immer etwas, so meine bisherigen Erfahrungen. Es wird mich aber nicht umbringen. Im Vergleich zu dem, was Menschen in der Region brauchen, in die ich jetzt fahre, ist alles, was ich bringe, Luxus pur. Wir Westler sind von so vielen Dingen abhängig, was uns nicht einmal mehr deutlich ist. So werde ich lernen, mal wieder etwas einfacher zu leben, vielleicht auch bewusster.

Die Arbeit im Sudan unterscheidet sich doch sehr von der, die ich bislang in der Dritten Welt geleistet habe. Es scheint, was die persönliche Sicherheit angeht, gefährlicher zu sein, die Chance krank zu werden ist größer (Malaria, Unfälle etc), die Ablenkung einer Großstadt fehlt, wirklicher Teamgeist, mehr Improvisation ist gefragt. So gehe ich mit gemischten Gefühlen, aber auch gespannter Erwartung das Projekt an. Ich weiß, dass ich an und mit solchen Anforderungen wachsen kann. Ich weiß, dass ich geschützt bin, dass einige von euch mich mit in ihre Gebete einschließen, ich vertraue. Das habe ich an vielen Reaktionen spüren können, an den Mails und Anrufen, die mich bis jetzt erreicht haben. Das Bild, welches ich voran gestellt habe, beschreibt meinen Zustand sehr genau. Ich sehe Licht am Ende meines Tunnels, meines Weges.

So sage ich Auf Wiedersehen, was meine persönliche Präsenz angeht und was neue Berichte, dann aus Lwere, betrifft,
Euer Klaus


Freitag, 5. Januar 2007

Wo liegen die Nuba Berge?















Ich habe versucht, aus dem Internet eine brauchbare Karte zu photographieren. Es ist mir einigermaßen gelungen. Ziemlich Zentral lassen sich die Nuba Mountains finden. Nach dem Friedensvertrag vom Januar 2005 gehören die Menschen dieser Region zu dem Gebiet der nördlichen Regierungsgewalt, ethnisch aber immer noch dem Süden verwandt. Mit dem Friedensvertrag vom Januar 2005, geschlossen zwischen der Zentralregierung in Karthoum und der SLPM (Südsudanesische Befreiungsfront) trat etwas mehr Ruhe ein, und die Hoffnung auf ein geregeltes Leben keimte auf. Diesen Prozess versuchen die Mitarbeiter von Cap Anamur zu unterstützen. Demnächst auch ich.

Cap Anamur war von 1985 bis 1992 schon einmal dort tätig. 1997 wurde die Arbeit erneut aufgenommen.

Weitere Informationen könnt Ihr auf der Internetseit vom Komitee erhalten www.cap-anamur.org außerdem auch bei www.de.wikipedia.org/wiki/Nuba-Berge
Auf dieser Seite findet Ihr unten einen Verweis auf die Homepage von The Nuba Mountains. Ich konnte auf dem Blog keinen Link plazieren. diese Seite ist sehr informativ. Jetzt reicht es für heute. auf bald, Klaus