Samstag, 14. Juni 2008

Ghana , die Zweite

Liebe Freunde,

ich melde mich heute wieder aus Ghana. Ich arbeite seit dem 4.6.08 an altbekannter Stelle im Missionskrankenhaus in Eikwe. Der Empfang war sehr freundlich, es war eher ein großes Hallo, was mich sehr gefreut hat. So wurde ich noch am gleichen Abend in die anstehenden Probleme eingewiesen. Irgendwie hatte ich das Gefühl nur für ein Wochenende fort gewesen zu sein. Es hat sich nicht viel geändert, die Anzahl der Patienten hat - bedingt durch die Jahreszeit - weiter zugenommen.
Wir haben Regenzeit, es ist in der Nacht kühler als um die Jahreswende, tagsüber ist es heiß und feucht. Ein ideales Klima für die Malariamücke und alle Arten von Infektionen. Dazu kommt, dass die umliegenden Krankenhäuser und deren Personal noch fauler geworden sind. Die Ärzte verlassen ihre Kliniken am Freitag um 13 Uhr und tauchen irgendwann montags wieder auf. So versorgen wir auch noch deren Patienten mit Kaiserschnitten und sonstigen Notfällen.
Für mich ist es immer wieder unfassbar, wie man so verantwortungslos sein kann. Das Verhalten der Ärzte hat jedoch für sie keinerlei Konsequenzen, weil sich niemand für diesen Missstand interessiert. Die meist armen Patienten haben keine Lobby in diesem Land. Häufig genug kommen sie auch gleich zu uns und sparen sich den Umweg. Hier wird niemand abgewiesen, auch wenn das über die körperlichen und emotionalen Grenzen von Schwestern und Ärzten geht. Ich bin ja immer nur kurz in Eikwe, umso mehr bewundere ich die langjährig anwesenden Mitarbeiter für ihren Einsatz und die nicht enden wollende, aufopfernde Arbeit.

Ich möchte Euch heute über meine Erfahrungen in der Arbeit mit HIV/AIDS Kranken in Eikwe berichten. Da Dr. Cooper zur Zeit Urlaub hat, habe ich die Betreuung der Patienten in dieser Abteilung des Krankenhaus übernommen.
Der Einzugsbereich der Klinik ist sehr groß, die Patienten kommen von weit her. Das Gesundheitsministerium von Ghana hat ein nationales Programm erarbeitet, das sich an den Richtlinien der WHO orientiert. Sie haben die HIV Center mit all dem ausgerüstet, was man nach diesen Richtlinien zur Diagnostik und Therapie benötigt. Sie haben Kranken-
schwestern ausgebildet, die auch zu regelmäßigen Fortbildungen erscheinen müssen. Für Ärzte gibt es ähnliche Veranstaltungen. HIV Medikamente der ersten Generation sind ausreichend vorhanden, Tuberkulosemedikamente fehlen leider immer wieder. Das theoretische Konzept klingt gut, lässt Ghana in einem recht positiven Licht erscheinen und stellt die Geldgeber zufrieden.
Das Geld für dieses Programm kommt aus den Töpfen der WHO und dem Fund von Bill Gates, nur ist die Verteilung des Geldes nicht öffentlich. Es ist zu vermuten, dass ein großer Betrag anderweitig abgeschöpft wird. Dafür müssen die Patienten jeden Monat ca. 4 Euro für die Medikamente bezahlen plus ihre Fahrtkosten zum Hospital. Eine Menge Geld, wenn man bedenkt, dass sie häufig nicht mehr arbeiten können oder nur Minieinkommen haben. Eine neue Studie aus Kenia hat gezeigt, dass die Therapie gerade dort unverhältnismäßig häufig abgebrochen wird, wo die Patienten zahlen müssen. Ich unterstelle mal, dass, wenn das an Ghana gezahlte Geld insgesamt ausgeschüttet würde, die Behandlung von HIV kostenlos sein könnte.

Wenn ich nun das theoretische Konzept mit der Realität vergleiche, so kann man nur verzweifeln. Von staatlicher Seite geht man davon aus, dass die Konzepte, die in den westlichen Ländern erfolgreich sind, auch für Ghana gelten können, was aber völlig unrealistisch ist. Wie will ich einem Analphabeten und kaum gebildeten Menschen erklären, was Viren sind, wie sie den Körper zerstören und ihn töten? Alles muss mündlich vermittelt werden. Informationen können sie nicht lesen, das Internet nicht nutzen. Im Center gibt es einen Fernseher und ein DVD Gerät zur Aufklärung. Meistens laufen aber für die Menschen interessantere Dinge wie Kampffilme oder Soap Operas.
Es gibt vier Schwestern, die die Aufklärungs-
gespräche führen können, die sind jedoch ständig unter Zeitdruck. Gerade unsere Patienten bräuchten viel mehr Zeit, will heißen, wir benötigen mehr Personal, was es nicht gibt. Ein Arzt ist im Moment für mehr als 100 Patienten unter Therapie zuständig und einer weit größeren Anzahl HIV Positiver ohne Behandlung. Undenkbar in Deutschland.

Die Aufklärungskampagnen halte ich für nicht ausreichend. HIV wird wie Aussatz behandelt, man will nicht viel davon hören. Alles bleibt streng geheim und die Patienten verheimlichen häufig ihren Status. Auf den Krankenakten erscheint an einer Ecke klein die Zahl 279, das bedeutet HIV positiv. Einige Betroffene werfen ihre Karte fort, damit ihr Stigma sich auflöst, sie wollen und können ihre Erkrankung nicht akzeptieren. Beim nächsten Krankenhausbesuch verlangen sie eine neue Karte, schildern ihre Beschwerden und hoffen auf Hilfe. Wenn nicht zufällig eine Schwester sich an den Patienten erinnert, werden alle Untersuchungen erneut durchgeführt mit einem hohen Ansteckungspotential für alle Beteiligten.
Über ihre Verantwortungslosigkeit sind die Menschen hier sich noch nicht einmal bewusst. Für die meisten Patienten ist diese Krankheit nur ein persönliches Problem, an die Konsequenzen für den Partner, die Familie, geschweige für die Gesamtbevölkerung denken Wenige. Über den Gebrauch von Kondomen wird gesprochen, die Schwestern müssen ihnen die Gummis aber fast nachtragen.
So habe ich gestern bei einer Frau eine HIV Therapie begonnen, die im vierten Monat schwanger ist und seit sieben Monaten weiß, das sie positiv ist. Der Mann ist vor einigen Jahren gestorben, ebenso die letzten zwei Kinder. Sie hat einen Freund, der verheiratet ist. Nun wird er sicher auch seine Frau anstecken. Vielleicht war er ja noch negativ, bevor er seine Freundin kennen lernte, die sicher schon eine längere Zeit das Virus hat. Im Konzept der Regierung steht, dass eine gute Aufklärung Erfolg haben wird.

Heute kam eine HIV positive Frau nach einer häuslichen Entbindung in die Ambulanz. Sie war so stark gerissen, dass sie sehr viel Blut verloren hat und genäht werden musste. Das Blut ist sicher in ihrer Hütte verteilt, durch die Laken in die Matratze gelaufen. Die Schwiegermutter, die geholfen hat, hatte keine Handschuhe an oder sich auch nur irgendwie geschützt. Im Programm der WHO und Ghana steht, dass man bei HIV positiven Schwangeren - wenn möglich - einen Kaiserschnitt favorisieren soll.
Einen vorzeitigen Blasensprung gilt es zu vermeiden, Scheidenrisse sollte es nicht geben. Das Baby soll am besten mit wenig Körperflüssigkeiten der Mutter in Kontakt kommen. Darüber wurde diese Mutter im Vorfeld aufgeklärt, sie sollte bei uns entbinden. Die Schwiegermutter hat aber auf die Hausgeburt bestanden. „Was für mich gut war, ist mindestens genau so gut für Dich.“ Die Schwiegermutter wusste von der Erkrankung nichts, es wäre ihr sicher auch egal gewesen. So sahen wir das Baby noch früh genug, dass es wenigstens noch seine Prophylaxe bekommen konnte.
So weit klaffen Theorie und Praxis auseinander.

Dass die HIV Therapie wirkungsvoll ist, sehe ich auch in Eikwe. Die Menschen fühlen sich wieder besser und werden mitunter auch wieder arbeitsfähig. Ein positiver Effekt. Sie werden aber auch wieder sexuell aktiv, was ich vielfach als etwas Negatives sehe, wenn die Kranken nicht die entsprechenden Schutzvorkehrungen treffen. Sie fühlen sich halt nicht mehr krank und kommen dann auch nicht mehr zu den Kontrollen, sondern brechen die Therapie ab.
Für die Mitarbeiter ist es häufig schwer die Patienten zu suchen und zur Rede zu stellen. Es gibt kein Telefon, keine vernünftige Adresse. Am Fluss vierte Palme links, was immer das auch heißen mag.
So warten wir halt, bis der Betroffene wieder schwach, müde und abgemagert gebracht wird. Resistenzmessungen und andere spezialisierte Untersuchungen können wir nicht machen. So bleibt zu hoffen, dass die Medikamente, die wir noch zu Verfügung haben, wirken werden. Das ist die Realität, und ich weiß nicht, ob diese Daten in den Berichten an die Geldgeber erscheinen, oder wie die Statistiken aussehen. Wir melden unsere Zahlen korrekt an die übergeordnete Behörde.

Ich glaube fest, dass Ghana oder ganz Afrika das Problem HIV/AIDS nicht in den Griff bekommen wird. Es ist nicht damit geholfen eine Diagnostik und Therapie anzubieten, ohne die Lebens-
umstände der Menschen in Afrika oder der gesamten Dritten Welt zu verändern. Die HIV positiven Menschen in Afrika sterben sehr schnell, worüber ich immer wieder betroffen bin. Ich fände es weitaus sinnvoller, wenn das Geld für Bildung ausgegeben würde. Unsere Schwestern gehen häufig in Schulen, um mit Jugendlichen, die bald ihre Sexualität entdecken, zu reden. Sie versuchen eine umfassende Aufklärung zu geben und finden dabei eine große Aufmerksamkeit.
Das sollte die Zielgruppe aller Kampagnen sein, denn die bereits Erkrankten sind eigentlich schon verloren. Die Bildung und Aufklärung der jungen Bevölkerung ist dagegen eine Investition in die Zukunft. Leider denken Politiker selten an die Zukunft, da sie jetzt gewählt werden wollen und sofort vorzeigbare Ergebnisse wollen.

Noch einige Daten:
· derzeit gibt es weltweit etwa 40 Millionen HIV positive Menschen, davon leben ca. 90% südlich der Sahara, Tendenz steigend
· 5,7% oder 2,3 Millionen davon sind Kinder unter 15 Jahren, Tendenz steigend
· jede Minute stirbt ein Kind an einer durch HIV verursachten Erkrankung

Mehr will ich nicht dazu sagen, wir kämpfen in Eikwe weiter. Gibt es sonst andere Alternativen? Ich hoffe nur, dass es nicht schlimmer wird.

Jetzt gehe ich schlafen, der Freitag ist immer ein harter Tag.

Euer Klaus

1 Kommentar:

Michelle Dady hat gesagt…

08uyIch bin reich geworden mit diesem programmierten gehackten programmierten Geldautomaten
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