Montag, 21. September 2009

Ghana und seine Geschichte



























Liebe Freunde,

nun ist schon meine sechste Woche in Eikwe angebrochen, die Zeit vergeht wie im Fluge. Heute werde ich nicht über meine Arbeit berichten, sondern versuchen etwas über Kultur und Geschichte Ghanas zu vermitteln. Anlass war ein traditionelles Fest, Kundum genannt, zu dem mich der deutsche Botschafter Ghanas eingeladen hatte. Dr. Marius Haas hatte am Tag zuvor das Krankenhaus besucht, und so ergab sich für mich eine fabelhafte Gelegenheit unmittelbar die Hauptbeteiligten des Festes kennenzulernen, den Omanhene von Lower Axim Awulae Atibrukusu III (siehe Foto) und sein Gefolge.

Bis zum Jahr 1471 hatte Westafrika noch keinen weißen Mann gesehen. In diesem Jahr landeten die Portugiesen als erste Europäer an der westafrikanischen Küste. Das war nicht unbedingt gewollt, denn eigentlich suchten die Seefahrer einen Weg um Afrika herum, Richtung Osten, um einen lukrativen Handel mit Asien zu beginnen. Sie hatten keine Idee, was sie von Afrika zu erwarten hatten. Die arabischen Länder im Norden Afrikas waren ihnen bekannt, sie wussten, dass es die Sahara gab, die aber bis dato kein Weißer durchquert hatte. Von dem, was weiter südlich lag, hatten sie keine Vorstellungen.
Die Stadt Elima, die nicht weit entfernt von Eikwe liegt, war der erste Stützpunkt der Portugiesen. Sie bauten dort ein Fort mit der Erlaubnis des dort regierenden Chiefs, auch Omanhene genannt. Das Fort wurde vor allem zur Seeseite abgesichert, da man nur von dort Gefahr erwartete. Die Festung ist heute noch zu besichtigen, da dieser Ort durch den Sklavenhandel zu trauriger Berühmtheit gelangte.

Ghana war zum Ende des 15. Jahrhunderts eine Art Monarchie mit lokalen Führen in jedem Dorf. Die Bevölkerungsgruppe der Akan, mit einem König in Kumasi, war die politisch und militärisch stärkste Ethnie. Die Könige wurden aus der mütterlichen Linie gewählt, sie konnten abgewählt werden aber auch das Amt ablehnen, wenn sie ihre Gründe dafür hatten oder nach einigen Dienstjahren zurücktreten wollten.
Die Omanhene waren sogenannte Unterfürsten, die jedoch zur Familie gehörten. Das System setzte sich bis zu den lokalen Chiefs in den jeweiligen Dörfern fort. Die Machtkompetenzen waren entsprechend verteilt. Dieses Herrschaftssystem hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.
Ghana ist seit 1953 eine Demokratie mit einem gewählten Präsidenten und einem Parlament, das die politische Macht hat, die traditionellen Fürsten sind aber nicht unbedeutend in diesem System. Sie haben z. B. Einfluss auf das Wahlverhalten ihrer Leute, sie wollen bei wichtigen Entscheidungen gefragt werden und haben ihren eigenen Rat, in dem sie sich absprechen können. Sie besitzen Land und sind für das Wohl ihrer Untertanen zuständig. Die Untertanen melden sich, wenn ihnen etwas nicht passt.
Der Chief von Eikwe hat dem Krankenhaus hier das Grundstück offiziell überschrieben. Ihm war wichtig, dass die Schwestern die Arbeit in Eikwe fortführen, als es um Erweiterungsbauten ging.
Einige der lokalen Chiefs sind allerdings nicht besonders klug und sehr kurzsichtig in ihren Entscheidungen, besonders dann, wenn sie nur auf den eigenen Vorteil aus sind. Die soziale Kontrolle funktioniert jedoch, die Menschen fordern häufig die Abdankung oder belegen den Chief mit einem Fluch, der manchmal mit dem Ableben des Betroffenen endet.
Auf höherer Ebene sieht das schon anders aus. Awululae III. hat in den USA Jura studiert und ist ein gebildeter Mensch, der wie ein Maschi-
nengewehr und sehr emotional reden kann. Wenn man ihn in seinem traditionellen Kostüm mit all dem Gold sieht, wie er in der Menge agiert und seine Macht demonstriert, dann kann man sich den modernen Menschen darunter nicht vorstellen. Vor 500 Jahren haben die Herrscher wohl kaum anders ausgesehen.
Zurück zu den Portugiesen. Sie haben sich wenig um Eroberungen oder Ähnliches im Land bemüht, sie haben sich um den Handel gekümmert und die Erkundigungen einigen Priestern im Rahmen der Missionierung überlassen. Die Potugiesen waren zahlen-
mäßig nur eine kleine Gruppe von Männern, die allerdings reichlich Mischlinge gezeugt haben. Manchmal sieht man noch etwas hellhäutigere Menschen in unserem Einzugsgebiet.
Die Portugiesen entdeckten, dass es unter anderem auch Gold im Lande gibt und entsprechend richtete sich der Handel aus. Der Name Gold Coast wurde geprägt, und weitere Geier waren bald im Anflug. 1530 kamen die Engländer, 1542 die Franzosen, dann die Holländer, die 1637 das Fort in Elima kurz und klein schossen und die Portugiesen hinauswarfen. Selbst Dänemark und Schweden haben sich in Ghana sehen lassen. 1665 war die Zeit der Holländer allerdings vorüber, und die Engländer übernahmen das Kommando. Sie legten sich auch mit dem Königreich der Ashanti an und erlitten zwei verlustreiche Niederlagen, trotz moderner Waffentechnologie. Sie blieben jedoch Kolonialmacht bis zur Unabhängigkeit Ghanas im Jahre 1953.

Die Portugiesen begannen den Sklavenhandel, erstaunlicherweise importierten sie aber zunächst Sklaven, um die Salzproduktion in Elima zu intensivieren. Mit dem Salz und anderen Produkten aus Europa finanzierten sie den Goldhandel. Etwa 10% des damaligen Weltaufkommens an Gold kam aus Ghana und machte somit die portugiesische Krone reich. Dann rückte aber der Sklavenhandel in den Focus der Europäer.
Man muss dabei sagen, dass die Sklaverei keine europäische Erfindung war. Durch die kriege-
rischen Auseinandersetzungen der einzelnen afrikanischen Stämme untereinander haben die Sieger immer die Besiegten als Beute betrachtet und mit ihnen verfahren, wie sie es wollten. Mitunter geschah das auch friedlich, es entstanden Lebensbeziehungen, die die Gräuel der uns bekannten Geschichten vermissen ließen. Erst der transatlantische Handel ließ die versklavten Menschen zur Ware werden. Dieser Handel war aber nur mit Hilfe der Afrikaner möglich. Sie jagten die Menschen, überfielen friedliche Dörfer und verkauften die Gefangenen an die Europäer. Es war für die Chiefs ein einträgliches Geschäft. Mitunter verkauften sie sogar eigene Stammesangehörige, wenn die Jagd nicht erfolgreich gewesen war. Die Sklaven wurden unter anderem mit Waffen bezahlt.
So hat England z.B. im 17. Jahrhundert jährlich 100.000 Gewehre nach Afrika verkauft. Mit diesen Gewehren wurden in Kriegen mit den Afrikanern auch Engländer erschossen. (So etwas kommt einem bekannt vor, siehe die USA und Afghanistan.) Mit Ende des 18. Jahrhun-
derts war dann Schluss, der Sklavenhandel wurde weitestgehend beendet und dann auch von den meisten europäischen Staaten verboten. Ich weiß nicht genau, wie viele Menschen Afrika verlassen haben, jedoch erreichten lediglich 50% der gefangenen Menschen ihre Bestimmungs-
ziele lebend. Ein wirklich trauriges Kapitel der Menschheitsgeschichte.

Wie ich schon erwähnte, versuchten die Engländer mit der Eroberung des Landes die Kolonialisierung voranzubringen. Das bedeutete, die unbedingte Macht im Lande zu erlangen, so wie sie es auch in anderen Teilen der Welt getan hatten, um den maximalen Profit aus dem jeweiligen Objekt zu ziehen. Dabei wurde kaum versucht die traditionellen Strukturen und Systeme zu tolerieren, was die vorherigen Partner der Chiefs noch getan hatten. Diese Haltung kostete die Engländer einige Niederlagen, denn die kriegerischen Ashanti hatten das Klima und die Insekten auf ihrer Seite.
1902 musste das Königreich Ashanti dann doch klein bei geben. Der letzte König Prempreh wurde mit weiteren einflussreichen Menschen ins Exil auf die Seychellen geschickt, ein gefügiger Ashanti an seiner Stelle inthronisiert, damit die Untertanen Ruhe gaben. Jüngere Mitglieder der Königsfamilie erhielten eine Ausbildung in England, wo man sie nach eigener Vorstellung prägen konnte, um sie dann als hilfreiche Vasallen zurück nach Ghana zu schicken.
Des weiteren hatten die Engländer ein System der Korruption eingeführt, das ihnen ein unbeschwertes Handeln ermöglichte. Jetzt war es Zeit das Land zu plündern. Alles von Wert wurde außer Landes geschafft. Die Wälder an der Küste waren die erste Beute. Es war einfach die großen Bäume zu fällen und zu verschiffen.
Heute gibt es nur noch ein kleines Stück Regenwald in unserer Nähe, das jetzt endlich Naturschutzgebiet geworden ist und hoffentlich erhalten bleibt.
Damals wurde der Wald auch gerodet, um im Tagebau Gold zu schürfen. Die Landschaft sieht heute entsprechend aus. Was mich am meisten verärgert ist, dass die Menschen hier in Ghana von dem Erlös dieser Ausbeute nie etwas abbekommen haben. Sie waren und bleiben die Verlierer.
In den Anfängen speiste man die Afrikaner mit für uns unbrauchbarem Zeug ab wie Metalltöpfe und wertlosem Schmuck, aber man bezahlte sie auch mit Waffen. Waffen sind auch noch heute das Zahlungsmittel der ersten Wahl. Vor allem kleine und leichte Maschinengewehre, damit die Kindersoldaten sie auch handhaben können. Es gibt keinen Kontinent auf der Welt, der so von Waffen starrt. Die Konflikte werden dann nicht mehr diplomatisch gelöst, sondern nach dem Gesetz des Stärkeren. Es entstehen Anarchien, und Kriminelle terrorisieren die verbliebenen Menschen und nehmen ihnen das letzte Wenige, vor allem die Menschenwürde. Es sind nicht mehr die einzelnen Waffenschieber, die sich eine goldene Nase verdienen, es sind Länder wie China und Staaten aus der ehemaligen Sowjetunion.
Ich habe bei meiner Arbeit im Sudan diesen Tauschhandel gesehen: sudanesisches Erdöl gegen chinesische Maschinengewehre. Das Perverse dort ist, dass China die potentiellen zukünftigen Kriegsgegner des Sudan mit demselben Material beliefern. Ein besseres Geschäft lässt sich kaum machen.

Wenn denn wirklich einmal Geld in afrikanische Hände fließt, wandert es zu einem großen Teil in die Taschen korrupter afrikanischer Politiker. Häufig machen sie sich nicht einmal die Mühe diese Tatsache zu verbergen. Ich bin immer wieder verwundert über die Geduld, mit der die Menschen diese Tatbestände ertragen. Schaut man auf die Villen am Comer See oder in London, so findet man viele Besitzer aus Afrika, zumeist ehemalige oder noch aktive Politiker. Leider sind deren Bankkonten nicht öffentlich einsehbar, die Milliarden Dollar werden bestens in der Schweiz oder sonst wo gehütet und profitabel verwaltet. Würde man diese Werte zurück nach Afrika zurück transferieren, so könnte man sehr viel für die bedürftigen Menschen verändern. Daran ist aber keiner der Beteiligten interessiert. So bleibt mir die Hoffnung, dass die Menschen in Afrika sich doch irgendwann einmal wehren werden. Die jetzt umfassender werdende Schulbildung, auch für Mädchen in Ghana und die damit verbundene Fähigkeit denken zu lernen, wird sich hoffentlich positiv auf die Entwicklung der Gesellschaft auswirken. Ein erstes Beispiel von Ungehorsam hat in unserer Nähe stattgefunden. Ein australisches Unternehmen wollte Gold im Tagebau gewinnen. Dazu hätten zwei Dörfer umgesiedelt werden müssen. Der Chief eines Dorfes hat dem zugestimmt, gegen seine eigenen Leute, der andere Chief wollte dies nicht. Man ließ den positiv gestimmten Chief verfluchen, und er starb. Vielleicht hat man auch etwas nachgeholfen. Wie auch immer, der neu gewählte Chief ist vorsichtig und hat jetzt auch abgelehnt. Die Australier klagen nun und wollen ihre Projektentwicklungskosten zurück, ca. acht Millionen Dollar. Soviel haben die Dörfer nicht. Dumm gelaufen für die Aussis, gut für die Menschen und die Umwelt. Die Menschen aus den Dörfern hätten in jedem Fall verloren. Es wurde ihnen viel versprochen, sie glauben den Politikern und Konzernen aber nicht mehr.

Um auf meinen Omanhene zurückzukommen:
er berichtete uns von langen Meetings mit ghanaischen Politikern und Konzernmanagern in den vergangenen Wochen. Leider wurde auch vor der Küste von Ghana Öl gefunden. 2011 will man mit der Förderung beginnen. Es ist ihm ein Anliegen, vertraglich festzulegen, wie viel von den Erträgen in dieser Region bleibt, wie viele Arbeitsplätze an Ghanaer vergeben werden, dass Versicherungen abgeschlossen werden etc.
Dieser Anspruch auf vertragliche Regelung ist absolutes Neuland. Der Chief will der Förderung aber nur seinen Segen geben, wenn seine Forderungen erfüllt werden. Er weiß, dass seine Leute auf ihn hören. Ohne seine Zustimmung geht nicht viel. Er fühlt sich seinen Leuten verpflichtet und will keine Korruption dulden. Er ist sehr engagiert und hat uns seine Einstellung entsprechend demonstriert, in der so typischen afrikanischen Art: laut, sich wiederholend und sehr gestenreich.
Ich kenne ihn nicht, diesen Chief, möchte ihm aber glauben. Unser Botschafter hat ihn als sehr integer beschrieben. So hoffe ich, dass er die Wahrheit spricht und sich zu guter Letzt nicht doch noch kaufen lässt.
Leider löst man Schwierigkeiten in diesem Land oft auf eine Art, die für den Kontrahenten letal sein kann. Ich hoffe aber immer noch, dass am Ende das Gute siegt. Ich verstehe darunter ein leichteres Leben für die Menschen in Eikwe, Ghana oder überall dort, wo ich Elend gesehen habe oder das Chaos regiert.

Das Interessante am Reisen, Arbeiten und Leben in fremden Kulturen ist, dass der eigene Horizont erweitert wird und man dabei viel lernt. Ich versuche mich in die Menschen hinein zu versetzen, mich nicht von ihnen getrennt zu sehen. Indem ich Ungerechtigkeiten sehe und fühle, sie benenne, werde ich zu einem Betroffenen und kann einen kleinen Teil zur Lösung beitragen. Solidarität zu bekunden ist ganz schön, es hilft den betreffenden Menschen aber nicht. Erst wenn ihr Problem zu unserem wird, kann durch das Mitfühlen und hilfreiche Taten eine Veränderung eintreten. Wir müssen nicht alle hungern, aber wir müssen uns für den Hunger interessieren.
Das ist der Grund, warum ich immer wieder solche Artikel schreibe. Mittlerweile bekomme ich auch Kommentare von Menschen, die ich nicht persönlich kenne, die mich im Internet gefunden haben. Es gibt mir das Gefühl, dass es immer Interessierte geben wird und ich nicht allein bin mit meiner Sicht der Welt und dass aus Diskussionen, manchmal auch mit sehr konträren Positionen, alle Beteiligten lernen können. Fühlt Euch angesprochen.

Euer Klaus

1 Kommentar:

Michelle Dady hat gesagt…

08uyIch bin reich geworden mit diesem programmierten gehackten programmierten Geldautomaten
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