Sonntag, 18. März 2007
Ach, Afrika – Die Promiskuität und ihre Folgen
Liebe Freunde,
heute ein ganz heißes Thema aus diesem heißen Kontinent. Ich denke da nicht einmal an die altbekannte Problematik HIV/AIDS. Dazu vielleicht später
mal mehr.
Bestimmt zweimal die Woche sehe ich Kinder, wie auf dem beigefügten Bild zu sehen. Gerade mal geboren und schon eine Geschlechtskrankheit, in diesem Fall eine Syphilis. Es ist immer schlimm anzusehen, wie die Säuglinge sich mit den Hauterkrankungen quälen und dann von uns mit Penicillininjektionen zusätzlich traktiert werden. Das Penicillin tut sehr weh, wenn es in die Muskulatur eingespritzt wird. Selbst den harten Männern treibt es die Tränen in die Augen.
Der afrikanische Mann braucht viele Frauen und will viele Kinder zeugen, vor allem in den moslemisch geprägten Ländern. Das scheint althergebracht zu sein und ist wohl eher kulturell zu verstehen. Ich kenne die Kultur viel zu wenig, um darüber urteilen zu wollen. Fakt ist, dass es in unserer modernen Zeit nicht mehr ohne Konsequenzen und Risiken praktizierbar ist. Die Gesellschaft ist mobiler geworden, die Gemeinschaft der Sexualpartner ist größer geworden. Soldaten werden weit vom Wohnort entfernt stationiert, sind lange von zu Hause fort und suchen sich Frauen vor Ort. Männer sind zur Arbeit häufig Monate unterwegs. Die zurück gebliebenen Frauen sind auch keine Kinder von Traurigkeit und leben ihr Leben. Die wenigsten Ehen entsprechen unserem Liebesideal, sie sind eher Zweckgemeinschaften, entsprechen den finanziellen Möglichkeiten der Männer. So ist die Bereitschaft für einen Ehebruch vorhanden und das Risiko für eine Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit entsprechend groß. Jeden Tag diagnostizieren wir Syphilis, Gonorrhöe und was es sonst noch alles gibt. HIV testen wir nicht, da es keine entsprechende Logistik und Therapiemöglichkeiten gibt. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch da fündig würden.
Die Bildung der Menschen im Südsudan ist katastrophal schlecht, so dass es kaum möglich ist, die Betroffenen entsprechend aufzuklären. Im Südsudan werden so unterschiedliche Dialekte gesprochen, dass es mitunter schwer fällt, den nötigen Übersetzer zu finden. Es gibt eine Schamgrenze, die ich bei der Promiskuität nicht verstehen kann. Man spricht einfach nicht über Sexualität, man praktiziert sie nur. Meinen Übersetzern ist es oft mega-peinlich meine Fragen zu übersetzen. Kondome werden schlichtweg abgelehnt.
Die schwangeren Frauen, die in unsere Gynäkologie zu Vorsorge kommen, werden
alle entsprechend getestet und zur Paartherapie einbestellt. Es ist häufig äußerst schwierig, da der Mann all seine Frauen bringen muss, auch die, die gerade nicht schwanger sind. Die Frauen leben häufig weit voneinander entfernt und wollen oft nicht kommen. Was geht sie die andere Frau an? Dann behandeln wir doch, um das wachsende Kind zu schützen. Manchmal sind die Frauen dann wieder infiziert, aus welchen Gründen auch immer. Außerdem betreuen wir nur einen Bruchteil der Schwan-
geren in unserem Einzugsbereich. Die anderen Frauen kommen erst mit den erkrankten Kindern.
Ich musste feststellen, dass die gängigen Antibiotika zur Behandlung einer Geschlechts-
krankheit nicht mehr greifen. Kein Wunder, bei dem schnellen Griff zum Antibiotikum bei allen Gelegenheiten. Das macht die Behandlung nur noch komplizierter und teurer. Dass dafür Spendengelder benutzt werden, ist ein eigenes Thema.
Ich glaube, dass man das Problem der Geschlechtskrankheiten und damit auch HIV/AIDS nur durch eine umfassende und bessere Bildung der afrikanischen Menschen in den Griff bekommen kann. Das ganze Geld, das jetzt für Medikamente und Therapien investiert wird, ist unnütz ausgegeben. Wir behandeln mal wieder nur rein symptomatisch, stecken den entsprechenden Pharmafirmen das Geld in die Tasche, anstatt die Ursachen zu behandeln.
Ursachen in Form mangelnder Bildung, Armut, Hunger, Perspektivlosigkeit, ungerechter Entlohnung der Menschen in der Dritten Welt. Die Menschen, die jetzt infiziert sind, denen ist eh nicht mehr zu helfen, sie sterben über kurz oder lang. Der kleine Junge, der jetzt schon krank zu Welt gekommen ist, ohne sein Zutun, dem gilt es zu helfen. Das ist die Zukunft Afrikas, stellvertretend für den Rest der Armen. Daran müssen wir arbeiten.
Medizin wird für mich immer unwichtiger, denn sie ist keine präventive Hilfe, hilft vielleicht eher die Probleme zu verdecken und ist nur gut gegen ein schlechtes Gewissen.
Euer Klaus
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